Die Sprachlichkeit der Anerkennung: Empirische Rekonstruktion von Adressierungsprozessen im Sekundarschulunterricht in subjektivationstheoretischer Perspektive

In by Marco Gryska

Projektbeginn: 01.03.2014
Projektende: 28.02.2017
Projektstatus: Abgeschlossen


Beteiligte CoES-Mitglieder


Prof. Dr. Norbert Ricken
(Lehrstuhl Theorien der Erziehung und Erziehungswissenschaft)


Projektpartner


Prof. Dr. Nadine Rose


Abstract


Ausgehend von der Beobachtung, dass Anerkennung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs einerseits als hoch bedeutsam veranschlagt wird, andererseits aber inhaltlich weitgehend unbestimmt bleibt, geht es im Vorhaben darum, die Bedeutung von Anerkennung in und für unterrichtliche Praktiken empirisch zu untersuchen und sowohl hinsichtlich ihrer Vollzugsformen als auch ihrer Effekte zu analysieren. In Abgrenzung von verbreiteten Betrachtungsweisen, in denen Anerkennung vorwiegend als wertschätzendes Handeln konzipiert wird, widmet sich dieses Forschungsvorhaben mit Hilfe eines analytisch justierten Anerkennungsbegriffes dem bislang vorrangig theoretisch ausgearbeiteten Zusammenhang von Praktiken, Anerkennung und Subjektivationsprozessen.

Untersucht wird die sprachliche Dimension der Anerkennung in Praktiken des Sekundarschulunterrichts, indem diese auf sich in ihnen vollziehende Adressierungsprozesse hin analysiert werden. Methodisch betrachten wir dabei Adressierungsprozesse innerhalb des Unterrichts als ertragreichen Zugang zur sprachlichen Dimension von Anerkennung, weil Adressierungsprozesse ethnographisch beobachtet und hinsichtlich ihrer Formen, Logiken und Effekte im Rückgriff auf konversations- und diskursanalytische Verfahren analysiert werden können. Wir gehen davon aus, dass sich über die Rekonstruktion von Adressierungsprozessen empirische Anhaltspunkte für sich in pädagogischen Praktiken entfaltende Subjektivations- bzw. Anerkennungsprozesse gewinnen lassen. So werden (schul-)unterrichtliche Praktiken mittels teilnehmender Beobachtungen und videographischer Aufnahmen daraufhin untersucht, wie Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte insbesondere sprachlich aufeinander Bezug nehmen, sich innerhalb von Adressierungsprozessen bestimmte Subjektpositionen zuweisen und so (u.U. spezifisch pädagogische) Ordnungen der Anerkennbarkeit etablieren.

Das grundlagentheoretische Ziel des Vorhabens ist es, die Bedeutung von Anerkennung in und für pädagogische Praktiken zu erschließen und dabei die Bedeutung von Sprache als Medium der Anerkennung im Rahmen unterrichtlicher Praktiken differenziert zu rekonstruieren. Damit leistet die Untersuchung einerseits einen Beitrag zur Weiterentwicklung qualitativer Unterrichtsforschung und andererseits einen Beitrag zur subjektbezogenen Bildungsforschung, insofern sie qua Adressierung der Bedeutung von Anerkennung für Subjektivationsprozesse im Rahmen von Schule nachgeht.

Schlagwörter:
Adressierungsprozesse, Anerkennung, Praxeologie, rekonstruktive Forschung, Subjektivierung



Gefördert durch DFG